Der Start einer Selbstständigkeit bringt viele Anforderungen mit sich bringt. Es gibt unzählige Dinge, die es zu berücksichtigen und noch viel mehr Personen, die einem gut gemeinte Ratschläge geben, was, denn nun gerade am Anfang, gut und wichtig sei. Ich war kurz davor mich bereits in unterschiedliche Richtungen zu verzetteln, mich in Kleinigkeiten zu verlieren. Doch dann kam mein kleiner innerer Mentaltrainer zum Vorschein und hat gemeint (wobei vermutlich hat er mich eher angeschrien):
"STOP! LEGE DEINEN FOKUS!"
ch war so aufgeregt wegen dem Start der Selbstständigkeit und wollte alles besonders gut und richtig machen. Kunden akquirieren, Bekanntheit schaffen, einen guten online Auftritt, das perfekte LinkedIn Profil, generell eine guten Social Media-Auftritt. Aufgrund des hohen gesellschaftlichen Fokus auf Social Media Plattformen begann ich zu denken, dass der Auftritt im Web zu Beginn das Wichtigste wäre. Ich versuchte mich an meiner Homepage und es flossen unzählige Stunden Arbeit in den Aufbau und das korrekte Wording. Immer wieder überarbeitete ich meine Seite, dann kamen neue Feedbacks und wieder versuchte ich mein neues Wissen in meine Homepage einfließen zu lassen. Die letztendliche Schlussfolgerung war, dass ich jemanden brauchte, der mir dabei half. Man kann sich einfach nicht alles an Wissen aneignen und wozu gibt es denn Experten?
Dasselbe Problem, welches ich mit meiner Homepage hatte traf auch auf meinen LinkedIn Account zu. Immer wieder wurde mir verkauft, dass ein guter LinkedIn Auftritt essentiell notwendig sei. Man müsse sich gut online präsentieren. Doch überall Experten zuzukaufen konnte ich mir auch gerade jetzt am Anfang, wo noch keine Einkünfte vorhanden sind und nur Ausgaben fällig sind, nicht leisten. Um den gedachten notwendigen Anforderung, um Reichweite zu generieren, gerecht zu werden, versuchte ich dennoch die sozialen Medien bestmöglich zu bedienen und verlor dadurch kurz meine eigentliche Berufstätigkeit aus dem Blick. Aber Gott sei Dank hat man hierfür Freunde. Menschen, die einen kennen und ehrlich sagen, wenn sozusagen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht:
"So viel Zeit investiert du gerade in deinen Onlineauftritt? Wer ist denn dein eigentlicher Zielkunde?" fragte mich ein Freund. Meine Erklärung war, wie immer viel zu lang, aber so einfach ist das nicht, denn das Tätigkeitsfeld der Unternehmensberatung ist riesig und ich möchte eine kleine Nische abdecken. Das muss ich dann natürlich erklären. "Ich möchte Führungscoachings anbieten, aber nicht generell, sondern mit einem ganz konkreten Schwerpunkt, dem Führen schwieriger Gesprächssituationen. Wenn es darum geht mit MitarbeiterInnen kritische Feedbackgespräche zu führen, oder wenn es darum geht unangenehme Informationen mitzuteilen bis hin zu Kündigungsgesprächen, so tendieren viele Führungskräfte dazu dies auf die lange Bank zu schieben. Sie gehen davon aus, oder hoffen auch, dass sich diese Dinge von alleine lösen. Ein anderer häufiger Zugang ist diese Gespräche einfach schnell hinter sich bringen zu wollen, dann stülpt man der Person seine eigene Message über, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was vielleicht seine oder ihre Gedanken und vielleicht daraus resultierend auch Sorgen sind. Mangelnde oder auch falsche Kommunikation führt zu vielen Missverständnissen und auch Konflikten, welche nicht notwendig sind. Ein weiterer Bereich, in welchem Kommunikation in dieser Art essentiell ist, ist der Bereich "Mergers and Acquisitions". Aufgrund fehlerhafter Informationen kommt es häufig dazu, dass sich MitarbeiterInnen aus Sorge über die eigene Zukunft in der Firma nach einem anderen Arbeitsplatz umschauen. In diesen Fällen kann man Führungskräfte gut beraten, sie unterstützen, dass sie hier keine guten MitarbeiterInnen verlieren, was dem Unternehmen viel Geld kosten würde." - "Ja wirklich schwierig dies kurz zu fassen, da bedarf es immer einer Erklärung, aber wer soll denn nun dein Zielkunde sein? Und noch viel wichtiger, wie glaubst du, dass du an diese Kunden rankommst? Glaubst du wirklich, dass wenn ein Unternehmer Probleme in einem solchen Kontext hat einen Unternehmensberater googelt, oder auf LinkedIn danach sucht?"
Das Gespräch brachte mich zum Nachdenken, denn eigentlich glaubte ich das nicht. Gerade in solch sensiblen Bereichen, wenn es um die zwischenmenschliche Komponente ging, dann kann einem das Internet nicht helfen. Wenn man einen Therapeuten oder einen guten Arzt sucht, dann fragt man die eigenen Freunde und Bekannten, ob sie jemanden kennen würden. Ich dachte, dass es bei einer Unternehmensberatung mit Schwerpunkt auf Konfliktmanagement, ähnlich sein würde. Doch wen würde ein Unternehmer fragen? "Eine Vertrauensperson" meinte mein Freund "Und wem vertrauen Unternehmen in der Regel, bzw. wen fragen sie, wenn sie zum Beispiel fusionieren wollen, oder eine Firma übernehmen möchten? Ihren Anwalt oder Steuerberater, du musst versuchen unter diesen Personen eine gewisse Bekanntheit zu generieren, dann kommst du an deinen Endkunden."
Mein Freund, mit dem ich mich hier beraten habe, ist selbst bereits seit vielen Jahren erfolgreicher Unternehmer. Er meinte dann auch, dass er persönlich in seiner gesamten bisherigen Karriere nicht einen Kunden über LinkedIn akquiriert hätte. Damit einem ein Fremder einem Vertrauen schenkt, braucht es Empfehlungen und die Wahrscheinlichkeit, einen Auftrag tatsächlich zu bekommen ist viel höher, wenn die Person, welche die Empfehlung ausspricht, eine Vertrauensperson des potentiellen Kunden ist.
Jetzt könnte man sich fragen, warum ich der Meinung meines Freundes so viel Gewicht gebe. Die Antwort ist sehr einfach und bestätigt seine Aussage: Weil ich ihm vertraue.
Das war für mich eine riesige Erkenntnis. Ein guter Internetauftritt, sowohl auf der Homepage, als auch auf LinkedIn ist unfassbar wichtig, aber hier kann man sich nur einen Eindruck verschaffen. Damit Unternehmen und im Speziellen Führungskräfte mit mir zusammenarbeiten wollen braucht es Vertrauen und der erste Schritt des Vertrauensaufbaus zu Unternehmen ist die Empfehlung durch einen Dritten.